Ciudad Perdida - die verlorene Stadt
1. Tag
Unsere Fahrt ins Ungewisse sollte um 10.00 Uhr
morgens beginnen. Entsprechend kolumbianischer Verhältnisse starteten wir
natürlich 30 min. später.
Unsere Gruppe bestand aus zwei norwegischen Mädels,
einer Kolumbianerin, zwei Holländerinnen und uns. Toni war der Hahn im Korb,
was ihn nicht störte.
Nach einer Stunde Fahrt stoppten wir und der Fahrer
bat uns auszusteigen. Wir hatten einen Platten. Somit hieß es nochmals warten.
Nach einer Stunde war der Platten repariert und die Fahrt ging weiter. 1 ½
Stunden später starteten wir unseren Treck.
Jeder sagte uns, dass wir bei diesem Marsch schwitzen
werden, wie noch nie zuvor. Damit hatten unsere Vorgänger auf jeden Fall recht.
Im zweiten Satz wurde erwähnt, dass das Ganze gar nicht so schwer ist und nur
der erste Tag einen steilen Anstieg habe. Fragt mich heute jemand, werde ich
ihm ehrlich antworten.
Ja der erste Tag war anstrengend, denn der erste
Anstieg war sehr steil und zog sich eine Stunde hin. Nach 15 min. waren mein T-Shirt
und meine Hose durchgeschwitzt. Der Schweiß lief wie Wasser. Unsere erste Pause
hatten wir nach 45 min. Unser Koch, der vollgepackt war mit Essen und
Trinken, war natürlich immer schneller, als wir Touristen. Bei allen Pausen auf
dem Weg versorgte er uns mit frischem, saftigem Obst. Bei diesem Stopp gab es Wassermelone.
Nach dieser willkommenen Erfrischung ging es noch
weitere 15 min Berg auf. Nach einer spektakulären Aussicht, die wir nur
kurzzeitig genossen haben, ging es wieder 400 m Berg ab. Wir erreichten
unser erstes Camp.
Wir freuten uns sehr auf den Sprung in den natürlichen
Swimmingpool, der von einem Fluss nahe des Camps gebildet wurde. Ein Sprung aus
drei Metern und schon waren wir im kühlen Nass. Anschließend gab es ein
leckeres und reichliches Abendessen und danach gingen wir schon ins Bett bzw.
Hängematte. Zum ersten Mal übernachteten Toni und ich in einer Hängematte.
erster Aussichtspunkt |
unser erstes Camp |
2. Tag
Nach einer sehr unruhigen Nacht ging es nach dem Frühstück mit dem Laufen weiter. Das Schlafen in der Hängematte ist nicht so entspannend, wie es sich anhört. Die Hängematten waren etwas zu schmal, weshalb wir beide mit Rückenschmerzen und steifen Gliedern aufwachten.
Die erste Stunde war genauso anstrengend, wie der Tag zuvor. Auch dieser Anstieg war sehr steil. Von wegen nur der erste Tag ist wirklich steil. An jedem Tag mussten wir einen steilen Berg überqueren. Am fünften Tag sogar mehrere. Einfach ist anders.
Oben angekommen bekamen wir frische Orangen serviert. Nach einer kurzen Verschnaufpause, dem erneuten Einsprühen mit Moskitoschutz und Tonis Schuhwechsel, ging es weiter. Er hatte sich am Tag zuvor eine Blase gelaufen. Da er weiteren Schmerzen aus dem Weg gehen wollte, entschied er sich mit Badelatschen weiter zu laufen. Nach einem weiteren kurzen Stück bergauf ging es für eine Stunde wieder bergab.
In einem Flussbett gönnten wir uns eine erfrischende Abkühlung. Es war schön mal nicht vom Schweiß nass zu sein. Hier hatten wir Ananas als Zwischensnack.
Insgesamt war die Verpflegung während der fünf Tage ausgezeichnet. Die frischen Früchte zwischendurch gaben uns kleine Energieschübe und die darin enthaltene Flüssigkeit hatten wir sehr nötig.
Nach der Abkühlung durchquerten wir einen weiteren Fluss. Der Weg ging auf der anderen Seite weiter. Nach einem vierstündigen Lauf erreichten wir unser zweites Camp.
Die Schlafmöglichkeiten waren sehr verheißungsvoll, denn es gab richtige Holzbetten mit Matratzen.
Nach dem Mittagessen sprangen wir in den Fluss unterhalb des Camps. Da die Duschen mit dem Wasser dessen gespeist wurden, entschieden wir uns für den direkten Weg. Statt zu duschen, wuschen wir uns im Fluss.
die heutigen Häuser der indigenen Bevölkerung- Kultur der Tayrona |
3. Tag
Nach einer erholsameren, aber anfangs sehr geruchsintensiven Nacht, starteten wir den Tag. Aufgrund der Luftfeuchtigkeit und der täglich wechselnden Personen, die in den Betten schliefen, rochen diese wie nasser Hund oder alte Socken. Zum Glück ist der Geruchssinn in der Nacht nicht aktiv.
Der erste Anstieg war wieder scheinbar unendlich, steil und ging über Stock und Stein. Am höchsten Punkt angekommen, pausierten wir und aßen Ananas. Der Zucker war dringend nötig.
Der Abstieg führte durch den tiefsten Regenwald. Die Landschaft hatte etwas Magisches: Kleine Flüsschen, die in einem Wasserfall endeten, riesige Bäume, bunte Schmetterlinge und alles umgeben vom unendlichen Grün des Waldes.
Wir durchquerten zwei weitere Flüsse. Einen über eine Brücke, den anderen zu Fuß. Zum Glück reichten uns unser Koch und Guide hierbei die Hände. Der Fluss war tiefer als der gestrige und die Strömung war auch stärker. Wäre man gefallen, wäre man nass bis auf die Knochen. Die hohe Luftfeuchtigkeit verhindert das Trocknen der Sachen und die Nächte können im Regenwald relativ kalt werden.
Um 11 Uhr erreichten wir das 3. Camp. Den Rest des Tages nutzten wir zum Schwimmen, Lesen und Karten spielen. Die Betten in diesem Camp stanken weniger als die vom Tag zuvor.
3. Camp |
5 Uhr morgens klingelte der Wecker. 6.15 Uhr machten wir uns auf den Weg zur Ciudad Perdida.
Da es als die verlorene Stadt bezeichnet wird, war es natürlich auch auf die letzten Meter nicht so leicht dahin zu kommen.
20 min. liefen wir an einem Steilhang entlang. Unter uns war ein großer breiter Fluss. Da der Weg sehr schmal war und über Stock und Stein ging, mussten wir auf unsere Schritte achtgeben.
Nach einer weiteren Flussdurchquerung zu Fuß waren wir fast am Ziel.
Wir mussten nur noch 1.200 kleine, schmale Treppenstufen erklimmen. Das erinnerte sehr an den Inkatrail.
Oben angekommen warteten noch mehr Treppen auf uns, denn die Stadt ist terrassenförmig angelegt.
Oft hörten wir von Leuten, die die Tour gemacht hatten, dass der Weg das Ziel sei. Die Ruinen selbst wären nicht so spektakulär. Dem stimmten wir nicht zu.
Die Stätte war sehr beeindruckend und steht Macchu Picchu in nichts nach.
Im Gegensatz zu Macchu Picchu konnten wir hier Bilder machen, ohne andere Touristen. Macchu Picchu kann man einfach mit Zug und Bus erreichen, weshalb die Stätte auch täglich von Tausenden Touristen überrannt wird. Um in die Ciudad Perdida zu kommen, muss man einen 5-tägigen anstrengenden Treck bewältigen. Es liegt also auf der Hand, dass sich hier nicht so viele Touristen hin verlaufen.
Von den höchsten Terrassen hatte man freien Blick auf die darunter liegenden. Umschlossen war die Stadt vom Regenwald. Hier lebten ca. 2.400 Menschen der Tayrona Kultur.
Heute lebt dieses Volk in kleineren Hütten inmitten des Regenwaldes.
Auf unserem Weg sind wir ihnen oft begegnet. Kennzeichnend für dieses Volk war und ist, dass der Mann das Sagen hat, fast alle wichtigen Aufgaben jedoch von den Frauen ausgeführt werden. Die Männer liegen die meiste Zeit des Tages in der Hängematte, fällen ab und zu Bäume, falls einer auf das Haus zu fallen droht, und bauen die Häuser.
Die Frauen sind verantwortlich für die Kindererziehung, das Jagen, Kochen und die restliche Hausarbeit. Mit 25 sollten sie 10 Kinder gebärt haben. Das erste Kind sollen sie nach Einsetzen der ersten Periode bekommen. Da diese ganzen Pflichten sehr kraftaufwendig sind, werden die Frauen auch nur 40-45 Jahre alt.
Ein entspanntes Leben sieht anders aus.
Nach 2 ½ Stunden verließen wir die Stadt. Nach dem Abstieg und dem Rückweg ins Camp war der Tag jedoch noch nicht beendet.
Der Treck ist kein Rundweg. Man läuft den gleichen Weg zurück, den man gekommen ist. Für uns hieß das, dass wir nach dem Mittag zum Camp 3 zurücklaufen mussten.
Nach Weitern 2 Stunden und 45 Minuten erreichten wir das Camp. Die Zeitangabe für diese Strecke war 3 ½ Stunden. Wir beeilten uns so sehr, weil es sehr nach Regen aussah. Eine ½ Stunde, nachdem wir frisch geduscht im Camp saßen, begann es zu schütten, wie aus Kübeln. Nicht umsonst heißt es Regenwald.
Die Gruppen, die sich länger in der Ciudad aufhielten und dementsprechend später losliefen, kamen in diesen Schauer. Sie waren nass bis auf die Knochen. Die Stimmung bei ihnen war am Boden. Wir saßen im Trockenen und betrachteten uns das Naturschauspiel.
Wir hofften, dass es am 5. Und letzten Tag nicht genauso regnete. Wir mussten an diesem Tag den restlichen Weg zurücklaufen, sprich das, was wir an Tag 1 und Tag 2 liefen. Es mussten zwei steile Berge überquert werden. Geplant waren hierfür 7 Stunden.
nur noch 1200 Treppen |
Eingang zur Ciudad Perdida |
Ciudad Perdida |
Utensilien zum Mahlen von Getreide |
5. Tag
Nein es hatte nicht geregnet. Der Wettergott war wirklich gnädig mit uns. Ja, der Weg war wirklich anstrengend, aber nicht so sehr, wie wir uns es vorstellten. Wir waren ans Laufen gewöhnt und hatten uns mental darauf eingestellt, dass das kein Spaziergang werden wird.
Unsere Gruppe war die erste, die am Startpunkt ankam. Statt der angepeilten 7 Stunden liefen wir den Weg nur in 6. Wir waren eine sehr fitte super Truppe.
Katja und Marielle, die zwei Holländerinnen, sollten wir nicht zum letzten Mal gesehen haben. Genau wie wir hatten sie vor nach Punta Galinas, dem nördlichsten Punkt in Kolumbien und in Südamerika, zu reisen.
Kurzerhand entschieden wir uns den Trip gemeinsam zu unternehmen. Aber dazu mehr im nächsten Blog.
geschafft, zurück am Anfang |