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Mittwoch, 21. Dezember 2011

Acht Tage in Bariloche

Bariloche war bisher unser längster Aufenthalt (3.12.-11.12.). Zum einen lag das an der wirklich schönen Stadt und ihrer Umgebung zum anderen lag es an unseren Hosts, die wir wieder bei Couchsurfing gefunden haben.
Lili, Fernado und Bernado (Bonny) haben uns sehr herzlich willkommen geheißen. Sie unternahmen mit uns einige Ausflüge, lehrten uns etwas spanisch, kochten und hatten Spaß mit uns. Auch Bernado, der Hund, den beide als ihr Kind bezeichnen, hieß uns mit lautem, aufgeregtem Gekläffe, herzlich willkommen. 
Zugegeben manchmal war dieser kleine Pups nervig, wenn er bei jedem Tier oder fremden Menschen den er sah, anfing zu bellen oder wenn er nach Essen bettelte und versuchte es einem vom Teller zu klauen. 
Doch wie bei richtigen Kindern lag das nicht an ihm, sondern an der Erziehung seiner Eltern. Die beiden verwöhnen ihn nach Strich und Faden. Nichts desto trotz war dieses kleine Wollknäuel echt süß.

Am Sonntag machten Lili und Fernado einen Ausflug mit uns nach El Bolson. Es ist ca. 140 km entfernt von Bariloche und dafür bekannt, dass sich dort viele Hippies ansiedelten. 
Der große Markt auf dem einheimische Handwerker ihre selbstgefertigten Waren anboten, war ein Zeugnis dessen. Dort wurde fast alles verkauft, was man sich vorstellen kann: von geschnitzten Holzbrettchen bis hin zu Schmucksachen, Flöten und Marionetten. 
Nach diesem schönen Tagesausflug entschieden Toni und ich ein bisschen deutsche Tradition nach Argentinien zu bringen. Wir kochten Rouladen mit selbergemachten Rotkraut und Kartoffeln. Ich muss echt sagen, dass wir das spitze hinbekommen haben.
Lili und Fernado waren schon voller Vorfreude und als wir dann endlich gegen 23.30Uhr (eine absolut normale Zeit, um in Argentinien zu Abend zu Essen) alles angerichtet hatten, waren auch sie verblüfft. 
Es hat ihnen sehr gut geschmeckt und sie wollen es unbedingt nachkochen. Da deutsche Rotkraut aus dem Glas schmeckt zwar gut, unser selbergemachtes war aber um Meilen besser. Leider dauert es eine Weile, aber egal. Wir werden es dennoch auch mal in Deutschland kochen.

Am Montag erkundeten Toni und ich die Stadt auf eigene Faust. Bariloche wird auf Grund seiner Lage, am See mit den Bergen im Hintergrund und den vielen Holzhäusern als „Kleine Schweiz“ bezeichnet. Hat man hier Geld, kann man sich ein wahnsinns Anwesen kaufen oder am besten selber bauen lassen.
Abgesehen von den zahlreichen Schokoladen- und Eisgeschäften hat die Innenstadt nicht so viele Sehenswürdigkeiten. (hier soll es die beste Schokolade von Argentinien geben, wovon ich mich natürlich überzeugen musste. Ja, sie ist sehr lecker, aber die Schweizer Schokolade finde ich um einen Tick besser)
Die Umgebung ist jedoch traumhaft. Bariloche ist umgeben von Bergen und Seen, die einen buchstäblich zum Wandern zwingen. Doch das Wandern schoben wir noch einen Tag auf. 

Am Dienstag fuhren wir die berühmt berüchtigte Routa 40 entlang und sahen, dass die Region, bekannt als Seengebiet, ihrem Namen alle Ehre machten. 
Das Auto hatten wir uns von Fernados Vater ausgeliehen. Er betreibt eine Autoverleihung, was in Bariloche wahrscheinlich jeder 10. macht. 
Läuft man durch die Stadt, sieht man an jeder Ecke ein Schild das mit großen Buchstaben für die Verleihung von Autos wirbt. Aber da wir Fernado kannten entschieden wir uns für die Firma seines Vaters (auch mit dem Hintergedanken, dass wir einen kleinen Rabatt rausschlagen könnten, was auch zu traf J
Wir zahlten umgerechnet 40 Euro für den ganzen Tag exklusive des Benzins. Aber das Benzins hier ist nicht teuer. 
Somit starteten wir unsere abenteuerliche Tour ins Ungewisse. 
Toni freute sich sehr darauf zu fahren und er konnte sich auch schnell die argentinische Fahrweise aneignen: drängeln, schnell fahren, manchmal rote Ampeln übersehen und ganz wichtig: bei jeder Möglichkeit hupen, was das Zeug hält. Toni hat seine Sache gut gemacht. Die Seen waren zahlreich. Einer schöner als der andere. 
Leider wurde unsere Sicht etwas von der Asche eines chilenischen Vulkans getrübt. Er ist seit Juni aktiv. Wenn der Wind östlich weht, wird die ganze Asche nach Bariloche und Umgebung geblasen. 
Bariloche litt und leidet zum Teil sehr darunter. Fernado erzählte uns, dass die Sicht zum Teil so schlecht war, dass man die Hand vor Augen nicht sehen konnte. 
Der Vulkan hatte eine große Auswirkung auf den Tourismus in Bariloche. Sehr viele Touris blieben aus und viele Einheimische wurden arbeitslos, weshalb sie wegzogen. Glücklicherweise stand während der Tage, die wir in Bariloche verbrachten der Wind nicht so schlecht. 
Anhand der Ascheberge, die überall am Straßenrand lagen, konnten wir uns vorstellen, wie schlimm das ganze gewesen sein muss. Dieses Naturereignis ist wirklich ein Fluch für diese schöne Stadt.

Am Abend freuten wir uns auf eine Parrilla. Fernado hatte am Tag zuvor angepriesen, dass es am Dienstag Abend eine Parrilla mit noch ein paar Freunden in dem Haus seine Eltern geben wird. Doch wie das so in Argentinien ist, das gesagte Wort zählt nicht so viel. 
Wenn sich eine neue Alternative auftut, ist die alte schnell wieder vergessen. Und das galt auch für Fernado. Von Parrilla wurde kein Wort mehr verloren. Ein Freund hatte sich angemeldet und es gab selbergemachte Pizzen am Abend. 
Nach der kurzen Enttäuschung (die wir vor den beiden verbargen) war es ein wirklich schöner Abend. 
Ja, ja diese Unzuverlässigkeit bringt uns genau und pünktlich erzogene Deutsche manchmal an unser Geduldgrenzen. Aber wir können uns immer besser damit arrangieren, indem wir vieles einfach nicht mehr so ernst nehmen. Frei nach dem Motto: „Ich glaube es erst dann, wenn es wirklich passiert“. 
Den Parrillaabend gab es dann doch noch, am Donnerstag. 
Wie immer war es ein kulinarisches Erlebnis. Die Art und Weise der Zubereitung ist wirklich besonders. Zeit spielt eine große Rolle, denn man braucht Geduld bis die großen Fleischbatzen außen knusprig und Innen Medium sind. 
Während dieses Vorganges, der sich ca. 1-2h hinzieht, trinkt man Bier oder Wein und erzählt miteinander. 
Einfach alles easy going. Wir Deutschen sollten uns von dieser Zeit-Einstellung manchmal eine Scheibe abschneiden. Hier wird sich für alles mehr Zeit genommen, weshalb die Menschen hier auch zum Teil relaxter wirken.

Man sagt ja immer das beste kommt zum Schluss. Diese Aussage traf auf unseren letzten Abend in Bariloche zu. Lilis und Fernandos Nachbarin, Vivien hatte zum netten Beisammensein eingeladen. 
Jeder brachte selbergemachte Empanadas, Bier und Wein mit. Lily und ich machten auch Empanadas. 
Lily hat das Rezept ihrer Mutter, die wohl die besten Empanadas der Welt machen soll. Diese gefüllten Teigtaschen waren aber auch lecker und die Zubereitung ist gar nicht so schwer, wie ich gedacht habe. Wieder eine Sache, die wir in Deutschland unbedingt nachkochen wollen. 
Zu der Runde gehörten Lily, Fernado (nat. Bonny), Toni und ich, ein englischlehrender, weltenbummelnder Singer und Songwriter, der uns mit seinem Gitarrenspiel und tollem Gesang wunderbar unterhielt, sein englischer Freund, der mittlerweile in El Bolson lebt und natürlich die Gastgeberin Vivien. 
Sie ist eine Kämpfernatur, die vor kurzem erst den Krebs besiegt hat und die Krankheit nicht als Fluch sondern als Segen sieht. 
Die Krankheit hat ihr gezeigt, wie schnell es zu Ende sein kann und wie wichtig es ist jeden Tag aufs Neue zu genießen und wertzuschätzen. Eine Powerfrau! 
Wir hatten tolle Gespräche und zu Tonis und meinem Glück ausschließlich in Englisch J. Am nächsten Morgen hieß es „früh“(kurz nach Acht) aufstehen, denn um zehn ging es für uns weiter nach Mendoza.





                                                                      Haus in Bariloche    
                                   




Lili, Fernado und Bonni


1 Kommentar:

  1. ...immer diese Anfeindungen gegen Hundebesitzer...;-p
    Sarahlein...sieht man da noch die krassen blauen Flecken an deinen Beinen oder ist es nur der Schatten??? Ansonsten wieder wunderschöne Bilder und unterhaltsame Erzählungen!

    Liebe Grüße

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