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Mittwoch, 14. Dezember 2011

El Chalten

Ein kleines idyllisches Dorf mit 800 Einwohnern sollte uns einige Überraschungen bescheren.

Inmitten des Nationalparks Los Glaciers liegt El Chalten. Im Winter, wenn die Touristen den Ort meiden, ist es ruhig. Sehr ruhig! Im Sommer hingegen treibt es allerhand Menschen hierher. Ab November weicht die Ruhe dem Lärm, den eine Heerschar von Touristen mit sich bringt. Zwei davon waren wir. Vollgepackt bis über den Kopf, marschierten wir durch den Ort bis in unser Hostel, Rancho Grande.

Die Dauer unseres Aufenthalts war auf zwei Tage begrenzt. Doch wir sollten einiges erleben.

Innerhalb von 10 Minuten waren die Wanderschuhe angezogen und der Rucksack für die erste kleine Wanderung bestückt. Kamera, Wasser und Sonnencreme waren unsere Begleiter auf dem Weg zum Corre Torre. Die Karte des Nationalparks beschrieb den Weg als mittelmäßig schwer und in 3 Stunden schaffbar. Doch die 10 Kilometer, die vor uns lagen, waren alles andere als eine erholsame Wanderung.

Um 12 Uhr verließen wir unser Hostel. Umhüllt von einer dicken Lage Sonnencreme (LSF 65) schlenderten wir die asphaltierte Straße bis zum Ende. Die kleine Steigung, vorbei an einem Hotel, erwies sich als recht einfach.
Am Horizont türmten sich die ersten kleineren Berge auf. Der erste Anstieg war überschaubar, jedoch recht anstrengend. Der Blick zurück auf El Chalten, das uns zu Füßen lag, ließ die kleine Anstrengung schnell in Vergessenheit geraten.
Der Weg schlängelte sich zwischen kleinen Hügel hindurch. Die Natur war traumhaft schön. Blumen, Gräser und kleine Bäume säumten den Weg, der schließlich in einem Wald verschwand.  
Der Weg war schmal und steinig. Es ging bergauf und bergab. Vorbei an Woody Woodpicker und seinen Freunden lag der erste Mirador (Aussichtspunkt) in greifbarer Nähe. Doch eine Baumwurzel sollte die Lage dramatisch ändern.
Die Stille wurde durch ein schrillend lautes „FUCK“ unterbrochen. Mein Blick schnellte zurück.

„Fuck, Fuck, Fuck!“

Ich sah Sarahs schmerzverzehrtes Gesicht. Die Wangen waren glutrot gefärbt. Gekrümmt hielt sie sich ihre Schienbeine.

Ein falscher Schritt hatte zur Folge, dass ihre beiden Schienbeine in Windeseile das Farbspektrum eines Regenbogens annahmen. Krokodilsgroße Tränen prallten auf den staubtrockenen Boden.

Nach 5 Minuten des Fluchens setzten wir unseren Weg bis zum Mirador fort. Das erste Viertel hatten wir geschafft. Unser Blick richtete sich auf den weit entfernen Torre.

Für mich war die Reise an diesem Punkt beendet. Ich sah unser Ziel am Horizont, jedoch unerreichbar.
Nach 30 Minuten Pause mit Kuchen und Äpfeln nahm ich den Rucksack, um zum Rückzug zu blasen. Jedoch vergeblich. Sarah wollte weiter!
Wir setzten unseren Weg in Richtung Torre fort. Langsam und bedächtlich setzten wir unsere Schritte. Wir kamen uns vor wie die Schildkröte aus der Geschichte mit dem Hasen. Ständig zogen Menschen an uns vorbei. Aber auch die Schildkröte hat ihr Ziel erreicht. Nach weiteren 4 Stunden erreichten wir schließlich unser Ziel erreicht.
Wir saßen vor einer Lagune. Unser Blick gerichtet auf dem Corre Torre. Kleine Eisberge des Gletschers trieben vor uns her und eine idyllische Ruhe umhüllte uns.
Kurz darauf machten wir uns auf den Rückweg nach El Chalten. Die Wurzel wurde natürlich mit einem kräftigen Tritt für ihre Boshaftigkeit bestraft.
Der Tag klang mit einem kühlen Bier und einer Eispackung auf den Beinen aus.


nie halten die Versprechungen

El Chalten

Den Pflichten eines treuen und guten Freundes nachkommend, habe ich mich alleine am nächsten Tag auf den Weg zum Fitz Roy aufgemacht.

2. Tag: Wanderung zur Corre Fitz Roy

Der Fluch und Segen einer Wanderung ist das Ungewisse. Die Ungewissheit darüber, welche Strapazen einen erwarten und wie man dafür belohnt wird.

Die Route war mit 15 Kilometern Länge und 800 Metern Höhe schwieriger als die gestrige zum Corre Torre. 4 ½ Stunden sollte die Dauer pro Strecke betragen. Leider verdeutlichen diese Zahlen auf dem Papier einen nicht die damit verbundene Anstrengung.
Angespornt von dem Ziel die Strecke in 4 Stunden zu schaffen, machte ich mich um 10.00 auf dem Weg. Die gestrige Ernüchterung, langsam zu sein, sollte und durfte sich nicht wiederholen.

Die ersten 2,5 Kilometer ging es steil bergauf. Wandergruppen, bestehend aus alten Menschen bat ich mit einem freundlichen, zugleich schwer zu verstehenden „Permise“ beiseitezutreten.
Der Mirador war schnell erreicht. Einen kurzen Blick auf das Ziel und einen Schluck Wasser später, machte ich mich sogleich weiter auf den Weg. Für Fotos war keine Zeit. Diese sollten auf dem Rückweg gemacht werden. Durch einen kleinen Wald ging es bergab, vorbei an Seen und Wiesen. Die Sonne war unermüdlich.
Nach einer kurzen Zeit lief ich auf eine weitere langsame Gruppe auf. Ein französisches Mädchen ereilte das gleiche Schicksal wie mich. Wir wurden langsam.
Nachdem wir an der Gruppe vorbei gezogen waren, liefen wir die restliche Strecke gemeinsam Ihr Tempo war hoch, genau wie meins.
Der Fitz Roy rückte immer näher. Jedoch sollte ein letzter Anstieg, der auch in der Karte als extrem schwer gekennzeichnet war, folgen.
Das Tempo wurde langsamer. Sie schien davon unbeeindruckt und redete unaufhörlich weiter. Meine Lunge nach außen gekehrt setzte ich langsam einen Fuß vor den anderen. Sie hingegen sprintete wie eine Bergziege. Unaufhörlich erzählte sie mir ihre Geschichte. Ich hingegen konnte nur noch ein erbärmliches „Are you sure“ oder „Yes ,exactly“ herausbringen.
Die 400 Meter Steigung machten sich in meinen Beinen bemerkbar. Ihr hingegen machte das nichts aus. Sie war nicht von dieser Welt!

Angekommen am Ziel, teilten wir uns ein bisschen Pasta und Kuchen.
Erwartungsvoll schaute ich auf die Kamera. 3 Stunden! Meine Anstrengungen waren nicht umsonst. Das Ziel war vor der gesetzten Zeit erreicht. Nun blieb genug Zeit zum Verweilen und genießen.

Der Ausblick war phänomenal. Eine strahlend blaue Lagune lag mir und dem Fitz Roy zu Füßen. Über ihr thronte ein Gletscher, von dem sich mit tosendem Lärm Eisschollen lösten. Der Fitz Roy war massiv. Ich konnte die Szenerie nur schwer begreifen, zu schön und einmalig war die Kulisse.











Corre Fitzroy und Laguna Tres Lagos
Nach 2 Stunden lösten sich schwerlich meine Blicke und ich machte mich auf den Rückweg. 4 Stunden später sah ich El Chalten hinter einem Berg aufblitzen.

Die körperliche Anstrengung war völlig vergessen und ein wohliges Gefühl machte sich in mir breit. Diese Wanderung war eine der schönsten bisher in Argentinien und in meinem Leben.

Sarah erwartete mich im Hostel und wir kochten die wohl widerlichsten Nudeln mit Würstchen, die die Welt je gesehen hat.

El Chalten. Ein kleiner Ort, indem sich jedoch Großes ereignete.

3 Kommentare:

  1. Hi Sarah und Toni,

    die Bilder sind echt Wahnsinn genau wie die Storys.
    @ Sarah: hoffe es geht dir wieder besser kleiner Tollpatsch :)

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  2. Gute Besserung liebe Sarah...werde schnell wieder fit!!!
    @Toni: Du solltest Schriftsteller werden!
    LG Kathrin

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  3. Weihnachtsgrüße aus der Heimat von Conny und Dagmar
    Sitzen gerade bei Campari-Orange und verfolgen eure Wege. Sind begeistert und fasziniert.
    Gute Besserung für Sarah.
    Rutscht unfallfrei und ohne Plessuren ins neue Jahr 2012.
    Freuen uns schon auf eure neuen Brichte....

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