Nach dieser höllischen Erfahrung führte unsere Reise weiter in die weiße Hauptstadt Boliviens, Sucre. Fast alle Häuser innerhalb des Stadtzentrums sind im Kolonialstil und weiß.
Sucre, die Hauptstadt Boliviens |
Von Sucre wollten wir einen Bus nach Santa Cruz nehmen, doch durch dieses Vorhaben machten uns die Bolivianer zunichte. Kurz außerhalb der Stadt gab es eine Straßenblockade, weshalb die Busse nicht mehr weiterfahren konnten. Wie lange diese Blockade dauern sollte, konnte uns keiner wirklich sagen, vielleicht nur einen Tag, vielleicht auch eine Woche.
Da wir nicht so lange in Sucre feststecken wollten und schon einen Flug von Santa Cruz zurück nach La Paz gebucht hatten, entschieden wir uns kurzerhand von Sucre nach Santa Cruz zu fliegen. Schnell war ein Flug gefunden und noch schneller mussten wir zurück zu unserem Hostel, um unsere Sachen zu packen. Für das ganze Prozedere, vom Flughafen zurück ins Hostel, Sachen packen und wieder zurück zum Flughafen, hatten wir 50 min. Dank eines ambitionierten Taxifahrers schafften wir alles ohne Probleme. Unser erster Flug in Bolivien funktionierte problemlos.
In Santa Cruz hielten wir uns nicht lange auf. Die Stadt hat nicht wirklich viel zu bieten und ist überfüllt mit kommerziellen Werbebannern. Unser eigentliches Ziel für 3 Tage war der Ort Samaipata. Ein paradiesischer Ort, der vom Regenwald umgeben ist. Hier hatten wir unsere beste Hostelerfahrung in Bolivien mit pikobello sauberen, schönen Zimmern und Essen, was auch aus einer 4 Sterne Küche hätte kommen können. In Samaipata besuchten wir die Inkastädte El Fuerte, machten einen Tagesausflug in den Amboronationalpark und badeten unter zahlreichen Wasserfällen. Bei dem einen Wasserfall, der etwas außerhalb lag und scheinbar nur bei Insidern bekannt war, waren Toni und ich vollkommen allein. Wir fühlten uns ein bisschen, wie Adam und Eva.
El Fuerte |
Nach der kleinen Dschungelerfahrung in Samaipata folgte unser großes Dschungelabenteuer. Von Santa Cruz flogen wir zurück nach La Paz, um anschließend weiter nach Rurrenabaque zu fliegen. Von hier begann unsere 4-tägige Tour in den Dschungel. Der Flug dauerte nur 50 min., aber die klimatische Veränderung war enorm. In La Paz befanden wir uns auf 3.600 m Höhe und hatten ca. 15 Grad. In Rurrenabaque befanden wir uns auf 200 m Höhe, hatten 100 % Luftfeuchtigkeit und ca. 25 Grad. Einerseits war es schön nicht mehr frieren zu müssen, andererseits mussten wir uns wieder ans Schwitzen gewöhnen. Hat alles sein Für und Wieder.
In Rurrenabaque schliefen wir eine Nacht. In dieser fing es wahnsinnig doll an zu regnen, was natürlich nicht untypisch für den Regenwald ist. Genauso typisch für diese Region ist aber der Fakt, dass das Wetter sich sehr schnell ändert und so hofften wir, dass es am Morgen aufhören wird zu regnen. Falsch gedacht, es regnete und regnete. Nach dem Frühstück holte uns unser Guide ab, der komplett unter einem Regenponcho versteckt war. Nun hieß es auch für uns andere Regenjacken an und raus ins Nass. Wir waren 5 Leute in unserer Gruppe. Neben uns nahmen ein englisches Paar und ein Schweizer an der Tour teil. Es ergaben sich wieder sehr nette Bekanntschaften. Wir folgten also unserem Guide, der uns zu dem Boot führte, mit dem wir 5 h auf dem Rio Beni tief in den Amazonasregenwald hineinfuhren. Zum Glück war das Motorboot überdacht, denn während der ganzen Fahrt regnete es weiter. Wir sahen unsere Tour schon buchstäblich ins Wasser fallen, doch als wir in unserem Camp ankamen, verzogen sich die Regenwolken und die Sonne zeigte ihr schönes Gesicht. Das Camp war einfach nur traumhaft. Wir hatten eine natürliche Lagune, in der wir uns später ein bisschen abkühlten und unsere Hütten waren sehr komfortabel. Aufgrund der Hitze waren sie nur von Moskitonetzen umgeben, weshalb wir mit den Lauten des Dschungels einschlafen und aufwachen konnten. Das Bad sah richtig luxuriös aus, es war sogar gefliest. Somit war es um einiges besser, als manches Hostel, indem wir schliefen. Fließend Wasser und solarstrombetriebene Lampen gab es auch. Das Wasser war natürlich kalt, aber bei dem Klima war das auch ganz angenehm.
Seine Bezeichnung als Ökolodge hatte sich dieses Camp wahrlich verdient. Bei unserer Suche nach einem passenden Tour Anbieter lasen wir, dass viele dieser Touren auf Kosten der Natur-und Tierwelt stattfinden. Tiere werden von den Guides angefüttert oder auch gefangen gehalten, nur damit den Touristen 100 % garantiert werden kann, dass sie wilde Tiere sehen und tolle Bilder schießen können. Da wir die Natur in ihrem ursprünglichen Sinne entdecken wollten, entschieden wir uns gegen solch einen Anbieter.
Unsere Tour war zwar um einiges teurer, als die der zuvor erwähnten Anbieter, dafür aber jeden Cent wert. Mit Hilfe von außerhalb bauten Einheimische, die in dem nächsten Dschungeldorf wohnen dieses Camp. Alle Mitarbeiter stammen aus diesem Dorf. Die Guides kennen den Dschungel also wie ihre Westentasche und schätzen ihn.
Das Geld der Touristen kommt zu 100 % diesen Einheimischen zugute. In den letzten fünf Jahren wurde hiermit eine Schule in dem Dorf gebaut, die ärztliche Versorgung verbesserte sich und alle Mitarbeiter bekommen eine gute Ausbildung, die auf den Tourismus ausgelegt ist.
Unser Guide Ricardo sprach 3 Sprachen (Quechua, die Sprache der Inkas, Spanisch und Englisch) und er machte uns darauf aufmerksam, dass wir bitte nichts anfassen sollen, keine Pflanzen und Tiere.
Einerseits kann es gefährlich sein, wenn man das macht, denn es kann immer sein, dass sich unter einem Blatt eine Spinne oder an einem Baum eine Raupe befindet, die giftig ist. Andererseits kann das Anfassen von Tieren Krankheiten übertragen. Wir hörten von anderen Touristen, dass die Guides Alligatoren anfütterten, sodass sie ganz nah ans Boot kamen oder Würgeschlangen den Touristen gaben, damit sie sich diese um den Hals legen können. All diese Tiere sind keine Kuschel-, sondern wilde Tiere und solch ein Umgang ist einfach nur unverantwortlich und gefährlich.
Zurück zu unserer Tour. Jeden Tag unternahmen wir drei Wanderungen in den Dschungel, zwei am Tag und eine, wenn es Dunkel war.
Ricardo war wirklich faszinierend. Wir Touristen laufen so umher, sehen uns hören nichts besonders und auf einmal bleibt unser Guide stehen, schaut nach oben und sagt Affen und da sehen wir eine Horde von Affen, die in den Bäumen umhertollen. Ein anderes Mal zeigt er auf den Boden und zeigt uns Riesenameisen, die bis zu 5 cm groß sein können. Beißen diese kleinen Biester dich, hast du 24 h höllische Schmerzen. Zum Glück blieb uns diese Erfahrung erspart. Eigentlich kann man diese Tierchen nicht übersehen, aber als Leihe sieht man solche Sachen im Regenwald nicht. Alles ist einfach nur wahnsinnig grün und sehr dicht bewachsen. Schaut man 20 oder 50 Meter in den Wald hinein, sieht man nur noch grün. Wir hörten beispielsweise oft, dass eine Horde von Wildschweinen sehr nah war, sie machen ziemlich viel krach, wenn sie durch den Wald streifen, sehen konnten wir sie jedoch nicht. Dafür sahen wir einen Tapir, was sehr selten vorkommt.
Selbst Ricardo sagte, dass er noch nie einen Tapir aus solche Nähe gesehen hatte, er war nur ca. 10 m von uns entfernt. Ich habe solch ein Tier zum ersten Mal gesehen. Für mich sah es aus, wie eine Mischung aus einem Schwein und einem Elefanten, ziemlich witzig.
In der Nacht wirkte der Dschungel komplett anders, er hatte etwas mystisches. Wir hatten das Gefühl beobachtet zu werden und irgendwie wurden wir das auch. Überall, wo wir mit unseren Stirnlampen hin leuchteten, sahen wir acht Augen. Ich weiß nicht, wie viele unterschiedliche Spinnen uns begegneten. Nachts waren deren Netze einfach überall. Bzw. die giftigen, die keine Netze haben, saßen auf Blättern und lauerten auf Beute. In unserem Camp konnten wir jeden Abend eine Tarantel sehen, die es sich auf einem der Dächer einer Hütte bequem machte. Jeden Abend saß sie an der gleichen Stelle, sodass man denken konnte, dass sie eine Attrappe war. Doch sie war genauso echt, wie der kleine Kaiman, den wir bei der einen Nachtwanderung sahen und die Sardinen, die mit ihren Flossen Geräusche, die so laut waren wie eine Kettensäge waren, von sich gaben.
Am zweiten Tag hatten wir eine wahrhafte und eindrucksvolle Dschungelerfahrung. Unser Guide wollte etwas abkürzen und von dem einen gekennzeichnetem Weg auf dem parallel verlaufenden Weg direkt durch den dicht bewachsenen Dschungel laufen. Gesagt, getan, er mit seinem Stock vorneweg und wir hinterher. Die Sache mit dem „Bitte nichts anfassen“ funktionierte nicht mehr. Wir benötigten unsere Hände, um uns unseren Weg durch den dichten Blätterwald zu bahnen. Wir liefen und liefen, bis Ricardo plötzlich stehen blieb. Wir dachten schon, dass er wieder was tolles entdeckt hat, aber nein, er drehte sich um und sagte in einer Seelenruhe „Ich glaube, wir laufen falsch. Bleibt mal hier und wartet auf mich, ich suche den richtigen Weg“. Wir blieben also stehen und warteten. Ricardo musste nur 20 m gehen und schon war er aus unserem Sichtfeld verschwunden.
Eine halbe Stunde war vergangen und er war immer noch nicht zurück. Wir überlegten schon, was wir tun könnten, dachten auch darüber nach uns aufzuteilen, um Ricardo zu suchen. Vielleicht war ihm ja was passiert. Unsere Filmerfahrungen rieten uns aber dann ab, das zu tun. Dieses Szenario kennt man ja aus den schlechten Teenie Horrorfilmen, teilt sich Gruppe, passiert etwas schlimmes. Also blieben wir zusammen. Wir hatten ausreichend Wasser und es sollte erst in 5 h dunkel werden. Die Männer waren sich schon einig in eine Richtung zu gehen, von der sie dachten, dass es die Richtige war. Sie hatten die Wegkarte des Camps im Kopf und waren der Meinung, dass wir nach Norden laufen müssen, um wieder auf den markierten Weg zu kommen. Wir zwei Frauen wollten lieber noch auf Ricardo warten, man verläuft sich ja im Urwald wahnsinnig schnell.
Da hörten wir plötzlich einen Laut, der sich nach einem Menschen anhörte. Wir riefen Ricardos Namen und versuchten Kontakt aufzunehmen.
Der Laut wurde immer mal schwächer, weshalb wir auch die Überlegung hatten, dass es gar nicht Ricardo war, sondern ein wildes Tier.
Nach weiteren Versuchen der Kontaktaufnahme waren wir uns jedoch sicher, dass es Ricardo war. Wir folgten also diesem Laut und siehe da, wir fanden ihn. Ricardo hatte den richtigen Weg gefunden und wollte uns gerade abholen. Als wir ihm erzählten, in welche Richtung wir gehen wollten, schmunzelte er und sagte in seiner ruhigen Art, dass wir in die vollkommen falsche Richtung gelaufen wären. Wir wären nur noch tiefer in den Urwald hinein gelaufen. Ach ja er erwähnte noch in einem kleinen Nebensatz, dass die Wegkarte im Camp nicht nach Norden, sondern nach Westen ausgerichtet wäre. Gut zu wissen.
(Technischer Einwurf: Auf Karten gehört ein Nordpfeil!)
Zurück im Camp zogen wir ihn ein bisschen damit auf, dass er sich verlaufen hatte. Wir merkten jedoch schnell, dass ihm dieser Vorfall etwas peinlich war und sehr, sehr leidtat, weshalb wir unsere Witzchen ließen.
Da alles gut ausgegangen ist, konnten wir im Nachhinein über dieses Ereignis lachen. Wir bezahlten für den Dschungel und bekamen eine waschechte Dschungelerfahrung.
Die folgenden Wanderungen verliefen planmäßig, gingen aber leider viel zu schnell rum.
Doch eine Skurrilität gibt es am Ende noch zu berichten. Im Amazonas gibt es einen Pilz, der von seinem späteren Wirt gefressen wird, diesen dann lähmt und dann als Nahrungsgrundlage für die nächsten Monate nimmt. Ricardo zeigte uns den leblosen Körper einer Riesenameise, aus der ein kleiner Stängel mit einer Art Knospe herauswuchs. Diese arme Kreatur hat also irgendwann die Sporen dieses Pilzes gefressen und schwupp die wupp wuchs aus ihr der Pilz. Schon faszinierend, wie vielfältig die Natur ist.
(Kann übrigens auch Menschen passieren)
Mit dieser kleinen Biologiestunde möchte ich den Blogeintrag abschließen. Die Tour war einfach der Hammer.
Chalalanboot |
Wilde Papaya |
Ein Tarpir |
Bootsfahrt auf der Lagune |
Unsere Unterkunft |
Tarantel in unserem Camp |
Rückweg nach Rurrenabaque |
Demnächst geht es weiter mit einem Bericht vom Titicacasee.
hallo ihr beiden,
AntwortenLöschenwiedermal tolle Bilder, die ihr da gemacht habt. Wer von euch beiden schreibt eigentlich immer die Post`s ? Ich denk mal Sarah :) macht`s gut und bringt mir nen Affen mit